...ein Faß voller Gedanken
so steht es auf der Katalog CD, die ich heute von der Tintenmanufaktur Galerie
Jansen bekommen habe.

Oft frage ich mich ob es nicht schon genug Tinten gibt. Wenn ich die über
250 verschiedenen Tinten in meinem „Tintenschränkchen“ durchsehe,
könnte man denken es gäbe genug Tinten auf dem Markt. Allerdings werden
viele dieser Tinten, wie z.B. Parker Penman oder die meisten der schönen
Pelikan Tintenfarben nicht mehr hergestellt. Immer wenn ich mich mit Sammlern
in Deutschland über Tinten austausche, höre ich oft, dass die Auswahl
im Fachhandel mehr als dürftig ist und dass nicht so viele Tinten angeboten
werden, wie oft gewünscht wird.
Vor einigen Jahren importierte Waltraud Bethge Papiere Tinten der französischen
Firma „Herbin“, welche mittlerweile auch in den meisten Geschäften
ausverkauft sind. Viele Geschäfte führen noch nicht einmal das komplette
Sortiment an Waterman, Sheaffer und Parker Tinten. Oft grenzt es schon an ein
kleines Wunder das komplette Sortiment an Pelikan oder Montblanc Tinten zu sehen.
Zum Glück gibt es aber auch in Deutschland einen Anbieter exklusiver,
handgefertigter Tinten in allen erdenklichen Farben.
Dr. Franz - Josef Jansen betreibt eine Galerie in Miltenberg am Main für
asiatische Kunst und alles was das Herz eines Kalligraphen vor Freude springen
läßt, eine große Auswahl an Tinten und Tuschen eingeschlossen.
Unter dem Namen „DE ATRAMENTIS“ verkauft die Tintenmanufaktur
Jansen nicht nur traditionelle, handgefertigte Tinten für Füllfederhalter,
sondern auch spezielle Tinten, die entweder aromatisiert sind oder nach altertümlichen
Rezepten hergestellt worden sind.
Es gibt zahlreiche Motto-Tinten, denen Themen wie „Schüler und
Lehrer“, „Städte“ oder den „Feiertagen“ gewidmet
sind; es gibt sogar Tinten zu mystischen Themen wie zum Beispiel „Hexen,
Zauberer und Dämonen“.
Weiterhin besteht die Möglichkeit, auf Wunsch individuelle Tinten mischen
zu lassen, die mit speziellen Etiketten versehen werden.
Keine Wünsche bleiben offen; sogar echte Safran- oder Purpur-Tinten,
welche zweifelsfrei zu den exklusivsten Tinten gehören dürften, sind
im Angebot.

In einem kleinen Artikel einer Fachzeitschrift wurden die damals neuen Galerie
Jansen Tinten in kleinen dreieckigen Tintenfäßschen angeboten, von
denen acht Tortenstück-ähnlichen Fäßchen zu einem Tintenrondell
zusammengestellt werden konnten. Dieser Artikel gab mir den Anreiz mein erstes
Sortiment Galerie Jansen Tinten zu bestellen.

Die folgenden Tintenbeschreibungen beziehen sich auf diese Tinten. Einige
der Tinten wurden mittlerweile umbenannt. Dr. Jansen hat mir aber eine Liste der
aktuellen Namen dieser Tinten zukommen lassen, so dass jeweils der neue und der
alte Namen aufgelistet sind.

Gelb ist eine sehr helle, Zitronengelbe Tinte, welche für
normales Schreiben weniger geeignet ist. Allerdings kommt diese Tinte der Grundfarbe
„gelb“ sehr nahe, so dass sie perfekt zum Mischen geeignet ist.

Orange (Gelb-Orange) ist eine der leuchtendsten und intensivsten
Orangetöne, die ich gesehen habe. Sehr schönes orange mit Gelbnuancen
und guter Intensivität.

Rot ist leider eine der Tintenfarben, die ich nicht so mag.
Ähnlich wie Montblanc Rubinrot oder Lamy Rot ist diese rote Tinte relativ
hell und wirk etwas bleich.

Feuerrot (Mohnrot) auf der anderen Seite ist ein sehr schönes,
ausgefallenes Rot, welches etwas dunkler ist und schon in die Richtung von „Kirschrot“
geht. Diese Farbe, die nicht zu dunkel oder zu Pink ist, kann ohne Probleme anstelle
der „normalen“ hellroten Tinten benutzt werden.

Dunkelrot (Bordeauxrot) ist ein weiteres schönes dunkelbraunrot.
Die Farbe ist ähnlich dem Black Cherry von Private Reserve Inks, allerdings
etwas intensiver und roter. Auf jeden Fall ist die Farbe schöner und intensiver
als Parker Penman Rubinrot oder Montblanc Bordeaux. Aufgrund der hohen Farbintensität
ist die Tinte relativ dickflüssig, so dass man diese Tinte in einem Füller
mit gutem Tintenfluss verwenden sollte; dann allerdings ist die Benutzung unproblematisch.

Magenta (Pink) ist ein echtes, leuchtendes Pink; ähnlich
dem Pink von Waterman, aber mit besserer Farbtiefe und etwas dunkler.

Violett (Purpurviolett) ist ein schönes sattes Violett;
heller als Waterman Violett und von besserer Intensität als Sheaffer Violett.

Indigoblau ist eine der schönsten und ausgefallensten
Farben der Galerie Jansen. Indigoblau ist ein sehr kräftiges, dunkles Blau,
welches in Richtung Violett geht. Ähnlich dunkel ist das Midnight Blue von
Private Reserve (dies ist allerdings ein „echtes“ Dunkelblau ohne
Violett-Stich). Vom Farbton her erinnert Indigoblau etwas an das Aurora Blau;
Aurora Blau ist allerdings heller. Auf der anderen Seite sieht Cross Blauschwarz
etwas ausgewaschener aus und ist mehr violett. Wie Dunkelrot ist Indigoblau handelt
es sich hierbei um eine eher dickflüssige Tinte.

Blau (Königsblau) ist ein relativ gewöhnliches
Königsblau mit leichten Violetttönen, ähnlich Rotring Königsblau,
allerdings ein wenig kräftiger. Montblanc Königsblau z.B. ist etwas
dunkler und etwas „blauer“.

Himmelblau gehört zu den Tintenfarben, die oft als „Türkis“
bezeichnet wird. Himmelblau ist ein eher helles Türkisblau mit guter Intensität.

Türkisgrün ist ein schönes, eher dunkleres
Mitteltürkisgrün, ähnlich dem Waltraud Bethge Cool Colors Türkis,
tendiert allerdings mehr zu einem dunkleren Grün. Türkisgrün ist
vergleichbar kräftig mit Private Reserve Blue Suede (welches dabei mehr blau
ist). Galerie Jansen Türkisgrün ist die ideale Farbe für jeden,
dem Waterman Grün zu dunkel und Montblanc Smaragdgrün zu blass ist.

Grün (Bambusgrün) ist eines der wenigen Grüntöne,
die weder zu blass, zu blau noch zu dunkel oder olivgrün sind. Farblich kann
Grün mit Herbin Lièrre Sauvage verglichen werden, wobei das Galerie
Jansen Grün kräftiger ist. Private Reserve Spearmint ist auch ein schönes
kräftiges Grün allerdings viel gelber. Galerie Jansen Grün ist
wirkt wie eine hellere Version des Sherwood Greens von Private Reserve. Das Galerie
Jansen Grün ist für mich das perfekte Medium-Grün und ist ein guter
Ersatz für das nicht mehr erhältliche Parker Penman Smaragdgrün.
Dunkelgrün (Tannengrün) ist eine dunkles „British
Racing“-Grün, irgendwo zwischen einem normalen Dunkelgrün und
Olivgrün. Das Dunkelgrün ist blasser als z.B. Private Reserve Avacado
aber ähnlich dem Waltraud Bethge Schilfgrün.

Braun ist ein sehr schönes helles mittleres braun mit
leichtem Orange-Stich (ähnlich Pelikan Brilliantbraun, nur heller und nicht
so rot).

Dunkelbraun (Sepiabraun) sieht so ähnlich aus wie das
Rotring Braun, welches aber dunkler und nicht so kräftig ist. Ohne viel rot
passt es zu den Brauntönen wie auch das Sheaffer Braun.

Schwarz (Nachtschwarz) kann man fast als sehr, sehr dunkles
grün bezeichnen - interessante Farbe mit guter Intensität.

Ich hoffe, dass ich bald einige der neueren Farbtöne testen kann, meine
Eindrücke dazu werde ich dann in dem zweiten Teil dieses Artikels schildern.
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